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Wenn Kinderaugen nach innen abweichen: einfach erklärt – Weitsichtigkeit und das träge Auge

Jasna Perković, dr. med.

Jasna Perković, dr. med.
Fachärztin für Augenheilkunde

1242-3 min22. 04. 2025

Weitsichtigkeitbei Kindern

In der Augenambulanz empfange ich beinahe jede Woche Eltern von sechs- oder siebenjährigen Kindern, die berichten, dass sich das Sehen in der Nähe ihres Kindes verschlechtert hat. Es klagt über Kopfschmerzen, die Buchstaben „tanzen“, es wird beim Lesen schnell müde oder hält den Bildschirm zu nah an die Augen.

Wenn ich die Untersuchung mit einem einfachen Abdecktest beginne, sehe ich manchmal sofort, wie das andere Auge plötzlich nach innen springt – genau diese plötzliche Bewegung ist das erste Anzeichen dafür, dass sich hinter dem verschwommenen Bild eine unentdeckte Weitsichtigkeit verbirgt.

Bei Weitsichtigkeit (Hyperopie) wird das Bild hinter der Netzhaut fokussiert, weshalb das Kind stark akkommodieren muss, um ein Buch oder Heft klar zu sehen. (Akkommodation ist der Anpassungsprozess des Auges für das Sehen in der Nähe.) Da die Akkommodation eng mit der Konvergenz (dem gezielten Ausrichten beider Augen auf ein Objekt) verbunden ist, können sich die Augen dabei unbeabsichtigt übermäßig nach innen richten, wodurch eine sogenannte akkommodative Esotropie (Schielen) entsteht.

Eine Weitsichtigkeit über +2,00 Dioptrien wird bei etwa 8 % der Sechsjährigen festgestellt. Schielen betrifft 2–4 % der Vorschulkinder; die genannte Esotropie ist dabei die häufigste Form. Bei +5,00 Dioptrien ist das Risiko für die Entwicklung eines Schielens etwa viermal höher als bei Kindern ohne Dioptrien.

Vor Kurzem kam ein kleiner Junge mit seiner Mutter zu mir, die bemerkt hatte, dass er nach einem leichten Virusinfekt plötzlich zu schielen begann. Nach der Zykloplegie (einer Untersuchung mit erweiterter Pupille, bei der wir mit Tropfen die Akkommodationsfähigkeit des Auges ausschalten) habe ich +3,50 Dioptrien am rechten und +5,50 Dioptrien am linken Auge gemessen. Es war auch eine beginnende Sehschwäche vorhanden, stärker ausgeprägt links. Ich habe ihm eine Brille verschrieben und den Eltern geraten, das schwächere Auge zu Hause täglich 15–30 Minuten abzudecken. Bei der Nachuntersuchung nach drei Monaten war das Sehvermögen bereits besser, das Schielen unter Brillentragen kaum noch zu bemerken. Der Junge hat sich an seine Brille gewöhnt und trägt sie begeistert.

Ich habe diese Geschichte geteilt, um zu zeigen, wie erfolgreich man mit einer einfachen Brillenverordnung die Sehschärfe wiederherstellen und das Schielen beheben kann – vorausgesetzt, die Plus-Dioptrie wird rechtzeitig erkannt. Wenn sich bereits eine Sehschwäche entwickelt hat, ist das Abdecken des besseren Auges immer notwendig, um die Sehkraft auch im schwächeren Auge zu fördern. Später können bei Bedarf noch Übungen zur Koordination des Sehens ergänzt werden. Eine operative Korrektur des Schielens ist nur sehr selten notwendig, wenn sich die Augenstellung trotz Brille nicht verbessert.

Um im frühen Stadium der Sehentwicklung Verzögerungen der Sehschärfenentwicklung nicht zu übersehen, wird eine erste Untersuchung bereits im Alter von etwa einem Jahr empfohlen. Eine weitere Augenuntersuchung ist dann verpflichtend zwischen dem dritten und fünften Lebensjahr. Am wichtigsten für eine gesunde Augenentwicklung ist jedoch ausreichender Aufenthalt im Tageslicht sowie eine Begrenzung der Lesezeit und insbesondere der Nutzung von Bildschirmen. Diese Maßnahmen haben nachweislich einen positiven Einfluss auf die Sehentwicklung von Kindern.

Kinder können Sehprobleme oft nicht in Worte fassen – das Gehirn blendet das verschwommene Bild einfach aus. Wenn Sie eine untypische Augenstellung, schnellen Konzentrationsverlust beim Lesen oder häufige Kopfschmerzen bemerken, zögern Sie nicht. Mit rechtzeitigem Handeln können wir dem Kind einen klaren, farbenfrohen Blick auf die Welt ermöglichen.